Wildgräser wie Gerste, Weizen oder Roggen stellen nicht nur das Zielgebiet vieler Nachsuchen dar – sie bergen auch eine oft unterschätzte Gefahr für unsere Hunde: Grannen. Diese kleinen, borstigen Pflanzenteile können massive gesundheitliche Probleme verursachen und zählen im Sommer zu den häufigsten Notfällen in Tierkliniken – insbesondere bei Jagdhunden und Arbeitshunden im Feldeinsatz.

Was sind Grannen?

Grannen sind die langen, haarähnlichen Fortsätze an Getreideähren und Wildgräsern. Sie wirken harmlos – sind aber in Wahrheit gefährliche „Wanderkörper“. Durch ihre Widerhaken bohren sie sich in das Fell, die Haut oder Körperöffnungen des Hundes und bewegen sich dort unaufhaltsam vorwärts – niemals rückwärts. Das macht sie so tückisch.

Wie gefährden Grannen Hunde?

1. Eindringen in Körperöffnungen

  • Ohren: Grannen gelangen tief in den Gehörgang und führen zu schmerzhaften Entzündungen, Kopfschütteln, Schiefhaltung des Kopfes.
  • Nase: Werden sie eingeatmet, können sie bis in die Lunge wandern. Symptome: Niesen, Nasenbluten, Atemnot.
  • Augen: Bleiben unter dem Lid hängen → Bindehautentzündungen, Hornhautverletzungen.
  • Maul/Rachen: Verfangen sich in Zahnfleischtaschen oder Mandeln → Speicheln, Würgen, Futterverweigerung.

2. Eindringen durch die Haut

Besonders betroffen sind:

  • Pfoten (zwischen den Zehen)
  • Achseln
  • Leistengegend

Eine Granne dringt wie eine Nadel ein und kann unter der Haut wandern. Die Folge: eitrige Abszesse, Fistelgänge, Lahmheit.

3. Innere Organe (selten, aber lebensgefährlich)

In extremen Fällen durchbohren Grannen die Haut und wandern in die Brust- oder Bauchhöhle. Das kann zu lebensbedrohlichen Entzündungen wie Pyothorax führen.

Typische Symptome – worauf Hundeführer achten sollten

  • Plötzliche Lahmheit oder Schwellung
  • Lecken an einer bestimmten Körperstelle
  • Kopfschütteln, Kratzen am Ohr
  • Niesen, blutiger Nasenausfluss
  • Zukneifen der Augen, Tränenfluss
  • Husten, Atemnot
  • Fieber, Teilnahmslosigkeit bei fortgeschrittener Infektion

Prävention – So schützt du deinen Hund bei der Nachsuche

Nach jedem Einsatz:

  • Fell, Pfoten, Ohren, Maul gründlich kontrollieren
  • Besonderes Augenmerk auf Pfotenzwischenräume und Ohren

Fellpflege:

  • Langhaar an Pfoten, Bauch und Ohren regelmäßig kürzen oder trimmen

Schutzausrüstung bei der Nachsuche schwer brauchbar:

  • Doggles (Schutzbrillen) für die Augen
  • Netzhaube oder Ohrenschutz für empfindliche Rassen bei starkem Grannen-Bewuchs

Notfall-Ausrüstung für Nachsuchenführer:

  • Abgewinkelte Pinzette
  • Desinfektionsmittel
  • Taschenlampe
  • Verbandmaterial

⚠️ Wichtig: Niemals versuchen, eine Granne selbst zu entfernen, wenn sie tief sitzt – sie kann abbrechen! Suche bei Verdacht sofort den Tierarzt auf. Häufig sind Röntgenbilder oder Endoskopie notwendig.

Grannen sind eine ernstzunehmende Gefahr für Jagdhunde. Besonders in den Sommermonaten nach Einsätzen in Feldern und Wiesen können sie schwere Komplikationen verursachen – von Entzündungen bis hin zu lebensbedrohlichen inneren Schäden. Regelmäßige Kontrolle, konsequente Prävention und schnelles tierärztliches Eingreifen können deinen Hund vor langwierigen Verletzungen oder gar einem Notfall retten.

📸 Zum Bild: Markierungen zeigen typische Eintrittsstellen für Grannen bei der Arbeit im Feld. Und durch die Nase in die Lunge …. deshalb auch auf der Brust


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